Warum schaust du Pornos? 42 Fragen zur Selbstreflektion
Schaust du Pornos? Warum?
Oft kommen Menschen mit einer Unsicherheit zu mir: ,,Tut Pornografie mir gut?“, ,,Haben Pornos etwas mit meiner Unzufriedenheit im Leben und beim Sex zu tun?“, ,,Bin ich süchtig?“
Die NoFap-Bewegung hat in den letzten Jahren die Nebenwirkungen des Konsums von Pornografie in den Fokus gerückt: Depressionen, Schwierigkeiten mit Erektionen oder Orgasmen, Sucht.
Wenn Pornos so schädlich sind, warum schauen wir sie dann? Oder warum fällt es uns schwer, damit aufzuhören?
Ich finde, es wäre zu einfach, das allein auf ein Suchtpotenzial zu schieben. Lasst uns da genauer hinschauen!
Am Ende dieses Posts gebe ich dir einige konkrete Fragen an die Hand, mit denen du deine eigenen Antworten auf diese Fragen finden kannst.
Unser Handeln hat einen Grund
In unserem Leben handeln wir nur selten ganz ohne Grund. Selbst dann nicht, wenn es gerade so scheinen mag, dass wir uns mit unseren Handlungen selbst im Weg stehen.
Ein Beispiel: In meiner Praxis begegnet mir häufig der Wunsch von meinen Klient*innen, sich beim Sex mehr fallen lassen zu können. Das wünschen wir uns alle, oder?
Doch mich mehr fallen zu lassen, bedeutet auch, loszulassen. Meine Kontrolle abzugeben. Und damit verletzlich zu werden.
Und dann ist unsere Sexualität leider ein Ort, an dem wir uns oft beschützen mussten. Vor Bewertungen zum Beispiel. Das augenscheinliche Hindernis, mich nicht fallen zu lassen, erfüllt hier plötzlich eine Funktion: Schutz.
Und ich würde doch sagen, mich selbst zu beschützen ist sicher eine sehr sinnvolle Maßnahme!
Mein Handeln, das meiner Lust irgendwie im Weg steht, hat also einen Grund. Spannend wird die Frage nach unseren Gründen bei unserem Pornokonsum: Warum schauen wir Pornos?
Pornos als Sucht
Pornografie kann süchtig machen. Wie bei anderen Suchtstoffen auch, führt ein Reiz (z.B. ein sexueller Gedanke) zu einer Ausschüttung von Dopamin in unserem Gehirn. Unser Gehirn sagt dann: Das ist gut, das sollten wir tun! Wenn wir süchtig sind, können wir nicht mehr kontrollieren, ob wir diesem Reiz nachgehen oder nicht.
Es scheint dann, als würde es eigentlich gar keinen guten Grund mehr für unser Handeln geben. Als hätte uns der Suchtstoff in seinem Griff. Wir schauen Pornos selbst dann, wenn wir das gerade unangebracht finden. Oder wenn wir eigentlich verunsichert sind, ob wir uns damit nicht selbst schaden.
Und es macht Sinn, sich diesen Suchteffekt von Pornografie und seine Auswirkungen auf uns bewusst zu machen.
Pornos zur Bedürfnisbefriedigung
Aber wenn wir uns allein auf diesen Suchtcharakter von Pornografie beschränken, dann blenden wir damit aus, dass wir mit dem Konsum von Pornos auch eine ganze Menge realer Bedürfnisse befriedigen. Dass es gute Gründe für uns gibt, Pornos zu schauen.
Es lohnt sich, dort hinzuschauen. Denn wenn du selbst verstehst, aus welchen Gründen du Pornos schaust, gewinnst du Handlungsspielraum. Du kannst dann:
- Mehr Klarheit mit deinen sexuellen Bedürfnissen finden
- Deine Bedürfnisse anerkennen und wertschätzen; dich von Scham und Unsicherheiten lösen
- Eine selbstbestimmte und differenzierte Entscheidung fällen, ob Pornos in dein Leben passen oder nicht
- Nach Wunsch deinen Blick darauf richten, wie du auch ohne Pornos für deine Bedürfnisse sorgen kannst
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